Die Antibabypille gehört zu den am besten untersuchten Medikamenten weltweit. In der öffentlichen Diskussion wird jedoch häufig ein einseitiges Bild gezeichnet: Hormone gelten oft pauschal als „gefährlich“, insbesondere im Zusammenhang mit Krebs. Dabei zeigen wissenschaftliche Studien ein deutlich differenzierteres Bild – mit zum Teil sogar schützenden Effekten.

Weniger Risiko für Eierstock- und Gebärmutterkrebs

Ein besonders gut belegter Vorteil der der kombinierten hormonellen Kontrazeptiva mit Östrogen und Gestagen ist die deutliche Risikoreduktion für bestimmte Krebsarten:

Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs): Die Einnahme der Pille senkt das Risiko um etwa 30–50 %, und dieser Schutz hält auch Jahrzehnte nach Absetzen noch an.

Endometriumkarzinom (Gebärmutterkörperkrebs): Auch hier wird das Risiko um bis zu 50 % reduziert, vor allem bei längerer Einnahmedauer.

Diese schützenden Effekte sind medizinisch gut verstanden: Die Wirkstoffe beeinflussen den Hormonhaushalt und unterdrücken den Eisprung sowie die monatliche Proliferation der Gebärmutterschleimhaut – zwei Faktoren, die mit der Entstehung dieser Krebsarten in Verbindung stehen.

Und das Brustkrebsrisiko?

Ein oft diskutierter Punkt ist das möglicherweise leicht erhöhte Brustkrebsrisiko unter aktueller Einnahme der Pille. Tatsächlich zeigen einige Studien einen sehr geringen Anstieg des Risikos während der Einnahme, der sich jedoch nach Absetzen der Pille wieder normalisiert. Wichtig ist dabei:

• Die absolute Risikoerhöhung ist gering – etwa 1 zusätzlicher Brustkrebsfall pro 7.000 Frauen pro Jahr.

• Das Risiko steigt nicht mit der Dauer der Einnahme, sondern ist vor allem an die aktuelle Hormonexposition gekoppelt.

• Auch hier spielen individuelle Risikofaktoren wie familiäre Belastung oder Lebensstil eine zentrale Rolle.

Hormone: Nicht pauschal „gut“ oder „schlecht“

Hormone sind körpereigene Botenstoffe – essenziell für den weiblichen Zyklus, den Knochenstoffwechsel, die Haut, die Stimmung und vieles mehr. In der medizinischen Anwendung – sei es zur Verhütung, Zyklusregulation oder Hormonersatztherapie – gilt wie bei allen Medikamenten: Nutzen und Risiken müssen individuell abgewogen werden.

Es ist falsch zu behaupten, dass „Hormone immer gefährlich“ seien. Genauso falsch wäre es, Risiken völlig zu ignorieren. Moderne Präparate sind niedrig dosiert, gut verträglich und medizinisch sehr präzise einsetzbar.

Unser Fazit in der Praxis

Die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel bietet nicht nur eine zuverlässige Empfängnisverhütung, sondern auch medizinische Vorteile, etwa bei:

• Zyklusbeschwerden

• Endometriose

• Hautproblemen

Die Entscheidung für oder gegen ein hormonelles Präparat sollte auf einer fundierten ärztlichen Beratung basieren. Ich nehme mir Zeit für Ihre Fragen – und bespreche mit Ihnen, welche Form der Verhütung am besten zu Ihnen passt.